Das Bundesgesundheitsministetium hat einen Flyer zur Aufklärung von Kindern zur Impfung gegen das SARS-CoV-2 herausgebracht. Super, möchte man denken, denn seriöse Informationen sind gerade in dieser Zeit sehr wichtig, vor allem im Hinblick der Sorgen vieler Eltern, ob sie ihr Kind impfen lassen sollen. Da sollte ein Bundesministerium für sachliche Informationen sorgen, auf deren Grundlage eine individuelle Entscheidung für oder gegen das Impfen eines (Klein)kinds getroffen werden sollte. Die Informationen richten sich sich natürlich auf Basis der derzeit wissenschaftlichen Empfehlungen. Also alles gut, oder?
Und hier fängt das Problem an. Der Flyer richtet sich nicht an die Eltern, die doch in Fragen der Gesundheit Entscheidungen zum Wohl der Kinder entscheiden. Dies nennt man Sorgerecht.
Der Flyer richtet sich aber direkt an Kinder. Wäre vielleicht nicht so schlimm, auch Kinder sollten aufgeklärt werden, worüber Erwachsene seit Wochen streiten und diskutieren. Vor allem haben sie natürlich das Recht zu erfahren, welchen Sinn eine Impfung für sie persönlich hätte. Die letztendliche Entscheidung bleibt aber bei den Sorgeberechtigten, da solch eine wichtige und nachhaltige Entscheidung Kinder überfordern wird. Flyer, die sich an Kinder und Jugendliche richten, sind nicht per se falsch, es kann ihnen je nach Thema Hilfestellung in besonderen Situationen geben, Anlaufstellen nennen. Es gibt Themen, da ist es sinnvoll Kinder direkt anzusprechen, weil sie sich nicht trauen, mit ihren Eltern darüber zu reden. Es hilft ihnen Hilfe zu suchen (z. B. Mobbing, Essstörungen, Gewalt im privaten Umfeld).
Aber hier geht es erstmal um eine medizinische Entscheidung. Kein Arzt würde bei einer Mandel-OP das Kind alleine aufklären und ihm die Entscheidung überlassen. Kein Lehrer wird das Kind alleine entscheiden lassen, auf welche weiterführende Schule es gehen wird….
Zudem ist die vollumfängliche Information in diesem Flyer nicht gegeben. Die StiKo empfiehlt eine Impfung im Alter von 5 bis 12 Jahren nicht grundsätzlich, sondern nur bei bestimmten Umständen. Diese wichtige Differenzierung verschweigt das Bundesgesundheitsministeium. Und nun wird es richtig widerlich: den Kindern wird im Text nicht nur die Verantwortung für die eigene Gesundheit zugemutet. Sondern ihnen wird auch die gesamtgesellschaftliche Verantwortung aufgebürdet. Konkret, sie seien mit ihrer Entscheidung verantwortlich, dass die eigenen Eltern und Großeltern gesund bleiben. Welches Kind will schon, dass es schuld ist, wenn die eigene Oma wegen ihm krank wird oder sogar stirbt?
Und wer sich impfen lässt, ist ein Teamplayer, so im Text. Nur als Team könne man die Pandemie besiegen. Also, wer sich nicht impfen lässt, ist kein Teamplayer, gehört nicht dazu. Wie widerlich solche Aussagen sind wird klar, wenn man die Reaktionen bedenkt, die nun in vielen Wohnungen stattfinden werden. Kinder haben nun existentielle Angst um das Leben ihrer Großeltern und haben Angst einer Gruppe (Freundeskreis, Verein, Schulklasse oder gar der eigenen Familie) nicht mehr angehören zu dürfen.
So, und nun sollen die Erziehungsberechtigten den Kindern erklären, dass sie ihr Kind nicht impfen lassen werden. Ärger vorprogrammiert und das wäre noch glimpflich. Schlimmer ist, dass für viele Kinder das „Wissen“, „ich bin nicht geimpft, ich bin gefährlich für meine Umwelt“ ein echtes Gefühl ist und für sie die Wahrheit darstellt. Psychische Probleme sind nicht auszuschließen.
Dieser Flyer informiert nicht, sondern ist eine massive unsachliche Manipulation.
Die vom Bundespräsidenten Steinmeier geforderte Ächtung einer Spaltung der Gesellschaft wird gerade von einem staatlichen Organ gefördert.
Widerlich Herr Lauterbach!
Gerhard Tamm